Frauen in der Öffentlichkeit

Wer in der Öffentlichkeit steht, muss in unserer Gesellschaft mit Neid, Kritik und Hass umgehen können. Ein kurzer Blick auf die Instagram-Profile bekannter Schauspielerinnen oder Sängerinnen genügt, um zu sehen, welchen Kommentaren solche Personen täglich ausgesetzt sind. Ein Problem, was auch vor der Gaming-Branche keinen Halt macht.

Ein riesiges Entertainment-Geschäft – von Männern dominiert

Nicht nur Videospiele unterhalten, sondern auch Leute, die Content mit ihnen oder über sie produzieren. Let’s Plays von Youtube-Größen wie Erik Range („Gronkh“) werden täglich millionenfach angeschaut, der Livestream-Kanal Rocket Beans TV strahlt 24 Stunden am Tag Shows, Gameplays und Talks rund um Gaming und Popkultur aus und talentierte Gamer*innen streamen auf Plattformen wie Twitch und finanzieren damit ihren Unterhalt.

Was auffällig ist: Männer sind auf diesen Gebieten spürbar stärker vertreten als Frauen. Bei einem Blick auf die zehn erfolgreichsten Twitch-Streamer*innen – gemessen an Followern – findet man keine einzige Frau. Auch im E-Sport sind Frauen zahlenmäßig deutlich unterlegen und haben bei Preisgeldern und Sponsoren oft das Nachsehen gegenüber ihren männlichen Kollegen. Es gibt Initiativen, die sich für mehr Frauen im Bereich des E-Sports einsetzen, aktuell ist und bleibt es aber eine deutliche Männerdomäne – vielleicht auch wegen mangelnder weiblicher Vorbilder. Bekannte Streamerinnen berichten zudem über sexistische Kommentare unter ihren Videos und Social Media-Auftritten, während der weltweit bekannteste Streamer 2018 bekannt gab, aus Angst vor Clickbait-Berichterstattung über mögliche Affären nicht mehr mit Frauen zusammen spielen zu wollen.

Frauen lassen einem keine Wahl

Problematisch ist häufig auch die mediale Begleitung der Gaming-Branche: Wenn der Online-Auftritt der Computerbild Streamerinnen nicht nach Reflexen in Videospielen oder dem Unterhaltungsfaktor ihrer Kommentare, sondern einzig nach ihrem Aussehen bewertet, spricht das Bände über das Bild der Gaming-Frau. Und auch wenn sie nicht über Online-Plattformen in der Öffentlichkeit stehen, dürfen natürlich auch die heißesten Messe-Babes der gamescom 2019 nicht fehlen. Eine solche Berichterstattung findet man selbstverständlich nicht überall – viele Gaming- und auch allgemeine Medien fokussieren sich auf Neuheiten, Trends und Ankündigungen.

Aber werden Frauen von den Medien und der Gesellschaft objektifiziert oder sorgen sie selbst dafür? Vielfach gibt es Kritik für die Art, in der sich viele weibliche Streamerinnen präsentieren: Games werden in knappen Outfits und mit tiefen Ausschnitten gezockt, eine teilweise minderjährige Zuschauerschaft mit sexualisiertem Content gelockt. Solche Inhalte bewegen sich oft in einer Grauzone zwischen Freiheit und den Community-Richtlinien von Twitch. Aufgrund der Kritik greift Twitch bei Verstößen inzwischen stärker durch und sperrt sexuelle Inhalte konsequenter, trifft dabei aber auch Streamerinnen, die gar nicht in diese Kategorie fallen. Denn ein kurzes Outfit im Sommer oder ein figurbetontes Cosplay sollten nicht gleich als anzüglicher Content und schon gar nicht als Erlaubnis für sexistische Kommentare gelten.

Absurd ist daher auch der Weg, den Microsofts Streaming-Plattform Mixer gewählt hat: Laut den Kleidungsrichtlinien genügt schon ein wenig nackte Haut und man rutscht als Streamer*in sofort in die Ab-18-Kategorie. Schulter- oder bauchfreie Oberteile? Laut Mixer nicht familienfreundlich. Doch das ist keine Maßnahme, um Minderjährige vor expliziten Inhalten zu schützen, sondern eine rückschrittliche Einschränkung für alle Streamer*innen.


Auch in der Cosplay-Szene dreht sich alles um Kleidung. Gaming- und Popkulturfans investieren tage- und wochenlange Arbeit, um in möglichst akkurate Kostüme ihrer liebsten fiktiven Figuren zu schlüpfen. Für stärkere Heldinnen – Interview mit Cosplayerin Pia D.

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