Im Hobby nicht ernst genommen – Interview mit Gamerin Svea L.

>> Wenn man als Mädchen mal gesagt hat, dass man Videospiele spielt, wurde man irgendwie immer eher ins Lächerliche gezogen. <<

Menschenmengen quetschen sich durch überfüllte Messehallen und werden von dröhnenden Bühnenshows beschallt. Kein Wunder, dass es viele Besucher*innen ab und zu auch für eine kurze Pause an die frische Luft zieht. Zwischen Halle 6 und 7.1 treffe ich auf Svea L., die mit einer Freundin aus Meppen im Landkreis Emsland angereist ist. Mein Ziel: Herauszufinden, wie man sich als Frau in der Gaming-Welt fühlt.


Gib doch mal eine grobe Schätzung ab: Wie viel Prozent aller Videospielenden sind Frauen?

Also ich glaube schon, dass es eher Männer sind. Aber in der letzten Zeit hat sich das im Vergleich zu früher durchaus ein bisschen gewandelt. Mittlerweile würde ich daher von 60:40 ausgehen.

Die Verteilung liegt tatsächlich beinahe bei 50:50. Warum glaubst du trotzdem, dass man eher denkt, Männer seien Gamer?

Ich denke das liegt vor allem daran, dass man dieses Bild noch von früher hat. Damals waren es immer eher die Männer, die gezockt haben und jetzt entwickelt es sich erst so langsam dahin, dass sich Frauen stärker für Videospiele interessieren und das Hobby überhaupt mal ausprobieren.

Hast du das Gefühl als weibliche Gamerin weniger Ernst genommen zu werden als Männer?

Auf jeden Fall. Aber nicht nur beim Online-Zocken, sondern auch schon damals in der Schule. Wenn man als Mädchen mal gesagt hat, dass man Videospiele spielt, wurde man irgendwie immer eher ins Lächerliche gezogen. Zwischen den Jungs war das nie ein Problem.

Auf welche Spiele freust du dich auf dieser gamescom besonders?

Wir sind erst gestern hier auf der Messe angekommen und haben erst einmal einen Rundgang gemacht und geschaut, was dieses Jahr überhaupt alles so da ist. Cyberpunk 2077 sieht auf jeden Fall sehr cool aus und auch Death Stranding wollten wir uns anschauen. Vielleicht werfen wir auch einen Blick auf Man of Medan. Dieses Jahr sind wir aber auch zugegeben ziemlich ohne Plan losgefahren. Die letzten Jahre waren wir auch hier und hatten uns da immer im Vorhinein überlegt, welche Spiele wir uns auf der Messe unbedingt ansehen wollen. Heute wird das also alles etwas spontaner.

Glaubst du, es gibt reine Männer- und Frauen-Spiele?

Ich glaube schon, dass es so etwas gibt. Viele Games sind ja darauf ausgelegt, dass man sich mit anderen Spielern misst – und dieser Konkurrenzgedanke ist bei Männern auf jeden Fall stärker verankert als bei Frauen. Ich denke das ist der Grund, warum auch so viele Männer Ego-Shooter wie Call of Duty spielen. Wenn ich zocke, will ich mich eher entspannen – ein Wettkampf sorgt da eher für Stress als für Vergnügen. Deswegen zähle ich besonders Rollenspiele zu meinen Lieblingsspielen.

Vielen Dank für das freundliche Interview!


Unterscheidet sich das Spielverhalten von Frauen wirklich von dem von Männern? Und wie steht es um andere Klischees der Gaming-Welt? Gaming ist auch weiblich.

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